Irrtum Nr. 1: Vasektomie erhöht das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken

Eine Studie aus Dänemark zeigte, dass das relative Risiko an Prostatakrebs nach Vasektomie zu erkranken bei 1,07 liegt. Eine medizinisch begründete Erklärung dieses Ergebnisses ist in der Literatur nicht zu finden. Der Prostatakrebs ist bekannterweise die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Aber Vorsicht! Die meisten Männer sterben mit dem Prostatakrebs und nicht an dem Prostatakrebs! Autopsiestudien zeigen, dass bei männlichen Leichen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren in 64% der Fälle Prostatakarzinome gefunden werden, wobei die meisten dieser Krebse zu Lebzeiten nicht entdeckt worden sind! In meinen Augen liegt die Erklärung am Verhalten der Patienten und an den statistischen Effekten. Etwa jeder dritte Patient im Alter Ende 30 – Anfang 40, der zu einer Vasektomieaufklärung zu mir kommt, fragt mich nach der Vorsorgeuntersuchung. Diese wird ab dem Alter von 40 bis 45 Jahren empfohlen. So kommt es zu einer simplen Erklärung: die Mehrheit der vasektomierten Männer stellt einen frühen Kontakt zum Urologen her und nimmt im Weiteren die Vorsorgeuntersuchungen wahr. Die alte Wahrheit lautet: wer sucht der findet. So werden in der Gruppe der Vasektomierten Prostatakarzinome verständlicherweise häufiger entdeckt, während die Männer, die nie zum Urologen gehen, oft mit dem Prostatakrebs leben, ohne es sich in Erfahrung zu bringen.

Folgende Besonderheit muss unbedingt berücksichtigt werden: Prostatakrebs im jüngeren Alter (45-55 Jahre) ist selten, verläuft aber oft viel aggressiver als bei älteren Männern, die oft damit, aber nicht daran sterben. Da diagnostische Verfahren bei Verdacht auf das Prostatakarzinom sich in den letzten 10 Jahren so verfeinert haben, dass es mittlerweile gut möglich ist, die Hochrisikopatienten aus der gesamten Screeninggruppe gut zu selektieren und rechtzeitig adäquat zu therapieren, stehen die Männer, die Frühzeitig einen Kontakt zum Urologen hergestellt haben, mit Abstand als Profiteure in dieser Geschichte.

Fakt:

Nach einer Vasektomie steigt nicht das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, sondern die Wahrscheinlichkeit seiner frühzeitigen Entdeckung. Bei einer sorgfältigen Vorsorge unter Einbeziehung der modernen diagnostischen Optionen können Hochrisikopatienten rechtzeitig selektiert und adäquat therapiert werden.